Need for Speed Payback
Nach einem Jahr Pause meldet sich EA mit einem neuen Teil der Need for Speed Reihe zurück. Mit Need for Speed Payback versucht das Unternehmen die Spielereihe wieder auf die Erfolgsspur zu lenken. So ganz will das Unterfangen aber wie es scheint noch nicht gelingen...
Die Jungs von EA haben sich sicher viel Mühe gegeben und Need for Speed Payback lässt sich auch nicht wirklich mit einem früheren Spiel der Reihe vergleichen, trotzdem kommt beim Spielen nicht die Lust und das Gefühl eines Need for Speed Most Wanted oder Underground auf. Und das obwohl eigentlich alle Komponenten, die die Toptitel der Serie bisher ausmachten irgendwo ins Spiel mit eingeflossen sind. Also woran scheitert das neueste NfS?
Ein Grund ist sicher, dass das neue Need for Speed kaum mehr was mit der Reihe zutun hat. Ja man fährt Straßenrennen und kann seine Fahrzeuge tunen, aber weiß man nicht, dass man Need for Speed spielt, könnte es genauso gut ein The Fast and the Furious Game sein. Seit einiger Zeit entwickelt sich die Serie von Straßenrennen unter verfeindeten Streetracern immer mehr hin zu Raubüberfällen und Undercovermissionen. Ähnlich den Fast and Furious Filmen geht es kaum mehr um Straßenrennen mit getunten Wagen, sondern nur mehr um Action, Action, Action. Um jeden Preis wird versucht wilde Überfälle auf fahrende Transporter und Ähnliches zu skripten und spektakulär in Szene zu setzen. Diese sind durchaus auch gut gelungen, wenn auch im Laufe der Story viel zu selten zu sehen, aber das alles hat es in früheren Teilen nicht gegeben und vor allem nicht gebraucht. Eine gute Story, in der man ein Ziel vor Augen hat, wie in Need for Speed Most Wanted (das Original) Razor, welcher zu Beginn auf hinterlistige Art und Weise deinen BMW M3 an sich reisst, reicht vollkommen aus, um den Spieler mehrere Stunden lang vor den Bildschirm zu fesseln. In den letzten Teilen wurde immer versucht mit Kampf und Krampf eine Story weiterzuerzählen, die dann mit einem irrsinnig langen Rennen ihr Ende findet. Klar ist das Finale wichtig, aber wenn ich nach der Story nicht das Gefühl habe, etwas Großartiges verändert zu haben, bleibt das Erfolgserlebnis aus.
Neben der Story sind sicher auch die Autos, das Herzstück des Spiels, nicht mehr das, was der Spieler braucht. Es sind fast nur noch Hochleistungssupersportwagen beim Händler zu finden, die sich realistisch gesehen kein Streetracer je leisten wird können. Außerdem sind die Wagen nach dem Tuning fast zu schnell. Besser wäre mehr realitätsnahe Fahrzeuge in das Spiel zu integrieren. Viel lieber tune ich einen Audi A3 oder einen Ford Mustang 2006 als zum 100. Mal einen Lamborghini Aventador. Als Topfahrzeug zwei oder drei Supersportwagen einzubauen ist natürlich in Ordnung und erhöht den Anreiz sich zu diesen Fahrzeugen hochzuarbeiten. Sind es aber zu viele, ist der Einzelne eben nichts mehr wert. Und um nochmal auf das Thema Tuning zurück zu kommen: Es ist toll, dass im neuen Need for Speed wieder zahlreiche Tuningmöglichkeiten für alle Autos vorhanden sind, aber so wirklich intuitiv und übermäßig vielfältig ist das ganze System nicht. Es ist auch in vielen Bereichen zu kompliziert und unübersichtlich gestaltet. Schade eigentlich, das Potenzial wäre sicherlich da gewesen.
Einen Pluspunkt gibt es auf jeden Fall für die vielen unterschiedlichen Renntypen. Mit Gelände-, Drag-, Drift- und Sprintrennen sowie Verfolgungsjagden mit den Cops besteht jede Menge Abwechslung. Die vielen sammelbaren Objekte, Schrottautos, die es überall auf der Map zu finden gilt und die Open World Herausforderungen sind auch ein ganz netter Zeitvertreib, stopfen aber den Bildschirm mit übermäßig vielen Informationen und Symbolen voll.
Zum Schluss noch ein gravierender Punkt, der unbedingt auch angesprochen werden muss. Was hat sich EA eigentlich dabei gedacht, das Spiel mit dem NfS Network, also einer Vernetzung zwischen allen PSN Freunden und NfS Spielern weltweit, auszustatten, ihnen aber nur Rennen gegeneinander zu erlauben. In der Open World werdet ihr in der freien Fahrt auf keinen anderen menschlichen Spieler treffen! Dieses Feature gehörte in den letzten Teilen schon zum Standard und wurde nun nicht weiter verfolgt? Ein gewaltiger Rückschritt. Mittlerweile wurde zwar angekündigt, einen solchen Open World Modus per Update nachzuliefern, aber mehr als ein halbes Jahr nach Release erscheint mir doch etwas spät. Lieber hätten die hier zuständigen Entwickler ihre Kräfte in das nächste Need for Speed bündeln, oder die Veröffentlichung etwas nach hinten verschieben sollen. Doch in der heutigen Zeit, in der durch die Gier nach Profit immer wieder komplett unfertige Spiele auf den Markt geworfen werden, ist das vermutlich zu viel verlangt.
Test: 7/10
+ Das Spiel besitzt deutlich mehr Inhalt als seine Vorgänger. Mehr Rennarten, mehr Autos und mehr Tuningmöglichkeiten. Die Story hat Potenzial und verlangt danach, das Ende zu erfahren.
- Die Story wird im späteren Verlauf sehr monoton. Die Topautos sind teils zu schnell und teuer und bieten nicht viele Möglichkeiten der Veränderung. Die Cutscenes sind teils übertrieben actiongeladen geskriptet und die Dialoge könnten zwischendurch gut und gerne von Dreizehnjährigen geschrieben worden sein. Der Open World Modus fehlt sehr, wer will schon die riesige Map allein erkunden.
Fazit: Kein Schuss in den Ofen von EA, aber sicher nicht auf dem Niveau der Blütezeit der Serie. So kann man abschließend sagen, dass Tuning und die verschiedenen Renntypen, genau wie früher immer noch perfekt funktionieren. In Sachen Story sollte man sich aber definitiv etwas überlegen, genauso wie beim Fuhrpark. Und vor allem...bitte hört auf unfertige Spiele auf den Markt zu werfen!