FIFA 18
Alle Jahre wieder - kommt ein neues FIFA und die Herzen aller Buben und Männer schlagen höher. Doch auch dieses Jahr stellt sich wieder die Frage, ob das Neue nur ein besseres Kaderupdate, oder doch etwas mehr ist. Eines vorweg - FIFA 18 ist definitiv mehr, als nur eine Aktualisierung der Teams!
EA hat bei FIFA 18 kräftig an den Schrauben gedreht und so fühlt sich das Spiel gänzlich anders an, als sein Vorgänger. Was aber, wenn der Vorgänger schon nahezu perfekt war? Genau daran beisst sich FIFA 18 etwas die Zähne aus. Ziel von FIFA 18 war es, die Stürmerstars der Teams, allen voran Christiano Ronaldo in Szene zu setzen. Ronaldo, Messi und Co. wurden nicht nur optisch extrem detailgetreu nachgebildet, sie zeigen auch auf dem virtuellen Rasen, warum sie zu den bestbezahlten Sportler dieses Planeten gehören. Schwierig wird es nur, wenn man keinen dieser Wunderwuzzis im Team hat! Denn was bei den Topclubs kaum auffällt, merkt man bei schwächeren Teams dafür umso mehr. Die Spieler sind heuer etwas schwerfälliger und wirken nicht mehr so beweglich wie im Jahr zuvor. Das mag mit dem neuen Verteidigungskonzept von EA zusammenhängen, welches es schwieriger gestalten soll, die Passwege zuzustellen. Das ist zwar grundsätzlich keine schlechte Idee, war doch das Verteidigen in den letzten Jahren ziemlich einfach geworden, trotzdem sieht man sich nun mit dem Problem konfrontiert, dass schnelle Spieler wie Bale oder Ronaldo kaum mehr zu stoppen sind. Zusätzlich wird dadurch das Spiel etwas langsamer, vielleicht zu langsam. Mit einer guten Mannschaft und etwas Einspielzeit merkt man diesen Umstand allerdings nicht mehr.
Ein weiteres auffälliges Merkmal von FIFA 17 wurde komplett ins Gegenteil gedreht. In FIFA 17 konnten gut geschossene Distanzschüsse aus fast jedem Winkel ins Tor gehämmert werden. Die Torhüter standen meistens nur staunend im Kasten. Im neuen FIFA hingegen halten die Keeper so ziemlich jeden noch so präzisen Distanzschuss locker ohne Probleme. Dafür offenbaren sie eine andere Schwäche, Flachschüsse. Während Distanzschüsse wenigstens spektakulär aussehen, wenn sie in die Maschen fahren kann mit den flach am Tormann vorbeigerollten Schüsschen nicht wirklich viel abgewinnen. Hier besteht dringender Nachbesserungsbedarf!
Ähnlich verhält es sich beim Schiedsrichter. Im FIFA vom letzten Jahr zeigte er noch bei jeder kleinsten Berührung die gelbe Karte und scheute auch nicht davor zurück, einem bereits verwarnten Spieler wegen einem minimalen Rempler die Ampelkarte zu zeigen. Heuer wiederum kann man sich am Platz mehr oder weniger alles erlauben. Solange der attackierte Spieler irgendwie im Ballbesitz ist, kann nach Lust und Laune gegrätscht werden. Gelbe Karten sind dabei eine Seltenheit, rote Karten eine Ausnahmeerscheinung. Außerdem nervt es immer noch, dass die Nachspielzeit vom Schiedsrichter scheinbar willkürlich eingehalten, oder eben nicht eingehalten wird und gefühlt immer dann, wenn man vor einem erfolgreichen Konter steht, abgepfiffen wird.
Alles weitere, wie Ligen, Aussehen der Spieler und Stadien sind wieder etwas besser geworden. Wobei auch hier Nachbesserungsbedarf besteht. Es fehlen etwa wichtige Liga Lizenzen, wie z. B. die brasilianische Liga, die im Spiel zwar enthalten ist, aber nur fiktive Namen der Klubs und Spieler enthält. Auch bei den Stadien sollte EA mehr machen. Originale Stadien gibt es im Spiel neben Wembley, Old Trafford und Bernabeu kaum welche. Die meisten Teams nutzen allgemeine Stadien wie "Stadion Europa", dabei ist es traurig, dass es nicht mal das originale Camp Nou des FC Barcelona ins Spiel geschafft hat.
Der Storymodus rund um das aufstrebende Fußballtalent Alex Hunter wird im neuen FIFA fortgeführt. Allerdings scheint es, als hätte der noch relativ junge Spielmodus schon einiges von seinem Glanz verloren. Eingeführt wurden im neuen FIFA auch die Legendenspieler. Auf diesem Weg finden Ronaldinho, Maradonna und viele andere zurück auf die Bildschirme. Leider sind die Legenden dem Ultimate Team Modus vorbehalten und können nicht im Anstoß oder anderen Spielmodi gespielt werden. Hier hofft EA offensichtlich auf zusätzliche Einnahmen durch verkaufte Kartenpacks. Nebenbei sind diese Legendenspieler, wer hätte es gedacht, eher selten darin enthalten. Das World Classic XI Team, welches früher immer spielbar war und Topspieler vergangener Zeiten enthielt, wurde ganz heimlich, still und leise aus dem Spiel entfernt.

Test: 8/10
+ FIFA 18 steigert sich in Sachen Optik wieder einmal und rückt ein Stück mehr an die Perfektion heran. Auch die Bewegungen der Spieler wirken echter als bisher und die Stadionatmosphäre wird durch den guten Sound greifbar. Die Änderungen in der Verteidigung machen das Spiel fordernder.
- Das Toreschießen mit guten Spielern wird durch schwächen der Tormänner zu einfach gemacht, die Schiedsrichterentscheidungen sind teils nicht wirklich nachvollziehbar und mehr Originalstadien hätten dem Spiel sicher gut getan.
Fazit: EA wollte mit FIFA 18 einen ausgezeichneten Vorgänger nicht nur verbessern, sondern mit vielen neuen Änderungen das Spiel auf ein neues Level heben. Leider ist es nicht ganz so gelungen und es wird noch etwas mehr Arbeit benötigen, bis man wieder an der Perfektion kratzt. Allerdings hat EA nun eine solide Basis, auf der sich jetzt weiterentwickeln lässt und wer weiß, vielleicht haben sich die Entwickler die Kritikpunkte zu Herzen genommen und setzen genau dort an. Dann wird das nächste FIFA definitiv wieder spielenswert, aber das trifft doch irgendwie jedes Jahr auf FIFA zu.