Call of Duty: WWII
Es scheint als wollten in letzter Zeit alle Spiele zurück in die Vergangenheit. Unglaublicherweise macht auch das neue Call of Duty da keine Ausnahme, obwohl es in den letzten Jahren immer weiter in die Zukunft ging. Call of Duty WWII soll zu den Wurzeln der Serie zurückkehren und der zuletzt etwas strauchelnden Videospielreihe zu neuem Glanz verhelfen.
Die letzten CoD Titel spielten mit Black Ops III, Advanced Warfare und Infinite Warfare allesamt in der Zukunft. Auch das schon davor erschienene CoD Ghosts war schon mit einigen futuristischen Extras ausgestattet. Das war zwar anfangs recht interessant, gefällt aber mittlerweile fast nur noch den zwölfjährigen Nervensägen, die das Spiel zu Weihnachten geschenkt bekommen haben und vergrault immer mehr und mehr die alte Grundcommunity. Die Gründe dafür waren vielseitig. In erster Linie kommt es aber bei aktuellen Titeln nur noch auf Rushen und Glück an. Sogar im taktischen Suchen und Zerstören wird nur mehr blind drauflos gerusht. Tat man das etwa in Modern Warfare 3, fing man sich ziemlich schnell eine Kugel ein. Nun will Activision mit dem neuen Call of Duty alles anders machen und auch alte Spieler zurückholen. Gleich vorweg - das gelingt definitiv nicht! Es scheint als könnten die Entwickler das Spiel nicht mehr einbremsen. Als bekannt wurde, dass das diesjährige CoD im 2. Weltkrieg spielt, war der Jubel groß. Endlich keine Laser und Jetpacks mehr. Man hatte die Hoffnung, das Spiel würde wieder langsamer und taktischer werden und dies wurde auch im Vorfeld von den Entwicklern so angekündigt. Doch spätestens mit Release waren alle Hoffnungen auf alte CoD Zeiten zerstört. WWII spielt sich als hätten die Entwickler einfach den letzten Teil genommen und in den 2. Weltkrieg gesteckt. Natürlich gibt es keine Supermegawaffen. Die vorhandenen sind an der Realität angelegt und es gibt ausreichend viele davon. Dass Waffenbalancing ist aber total daneben gegangen. So hat man relativ schnell die stärksten Waffen entdeckt und sieht die Kiddys nur mehr mit eben Diesen herumlaufen. Das Spiel ist immer noch unrealistisch schnell. Mit Dauersprinten kommt man definitiv weiter als mit taktischem Vorgehen. Dadurch leidet der Spielspaß enorm und das führte auch dazu, dass das Spiel bei mir nach 2 Wochen im Schrank landete. Zusätzlich hat sich Activision für WWII wohl Ubisofts Kartoffelserver ausgeborgt. Zu Release und auch Wochen danach war das Spiel kaum spielbar. Mit verantwortlich dafür war mit Sicherheit auch der neue Lobbybildschirm, indem man sich frei bewegen und einigen kleineren Aktivitäten nachgehen kann. Eigentlich eine recht witzige Idee zum Zeitvertreib zwischen den Matches aber wenn dadurch die Server dauernd zusammenfallen und die Spielladezeiten eklatant steigen, verzichte ich gerne darauf. Wo sind die Zeiten hin, in denen man 30 Sekunden zwischen den Matches Wartezeit hatte, in der man schnell die nächste Map auswählen konnte kleine Änderungen an den Waffensets vornahm. Die Ladezeit vor einem Match war praktisch nicht vorhanden. Hier sollten ganz klar Prioritäten gesetzt werden. Und überhaupt wird viel zu viel unnötiger Sch*** in das Spiel gebracht, der nur die Performance beeinflusst. Keinen, wirklich keinen interessiert es auch nur im Geringsten ob mein Charakter nach dem Match einen Dancemove hinlegt. Hier zeigt sich wieder mal das wahre Gesicht vieler Entwickler. Man ist nur auf Profit aus und den lukriert man nun mal durch die vielen kleinen Kinder, die das Spiel verbotenerweise Tag und Nacht zocken und dabei Papas Kreditkarte zum glühen bringen. Ich will ehrlich sein. Ich selbst habe natürlich auch Call of Duty mit 16 gespielt, aber ich hätte nie auch nur einen Groschen für dermaßen billige Extras für meinen Charakter ausgegeben. Aber da diese Gruppe von Spielern laut Studie im Vergleich mit den volljährigen Spielern schon längst überhand genommen hat und auch mehr Umsatz lukriert, wird Activision hier so schnell wohl nicht umdenken. Um nochmal auf das eigentliche Spiel zurückzukommen: Die Maps sind sehr klein und nur auf schnelle Gefechte ausgelegt. Natürlich ist CoD kein Battlefield und die Mapgröße passt um Spiel, die Qualität war aber auch schon mal höher. Man denke nur zurück an Maps wie Terminal oder Highrise. Und, dass eine Map nicht zwingend groß sein muss um gut zu sein zeigen Karten wie Dome oder Rust. Solch epische Karten sind bislang in WWII nicht enthalten. Aber es gibt auch Gutes in Call of Duty WWII. So sind die Abschussserien sehr Abwechslungsreich und nicht zu leicht zu erspielen, wobei mir die alte Variante mit den Kills anstatt der neuen Punkteserie immer noch besser gefällt. Die anwendbaren Fähigkeiten wie etwa schnelles Nachladen wurden auf 1 begrenzt. Das ist gut, allerdings gibt es viel zu viele davon. 10 oder 15 hätten hier ausgereicht, da viele sowieso nie verwendet werden. Gut in das Spiel passen auch die Fähigkeiten der verschiedenen Divisionen. Das bringt Abwechslung ins Match und so muss man im Kampf auch beachten, mit wem man es zu tun hat. Eine tolle Neuerung sind auch die neuen Krieg-Spielmodi. Leider gibt es davon viel zu wenige und mit einem schlechten Team, kann man gleich die weiße Fahne hissen. Die große Stärke von Call of Duty gegenüber Battlefield war immer die Story. Auch diesmal ist die Story nicht schlecht, aber nicht großartig. Sie führt einen sehr weit an die Grausamkeiten der Deutschen im 2. Weltkrieg heran. Es wurde neben einigen sehr guten Missionen aber größtenteils auf bombastische Action, wie man sie von CoD kennt, verzichtet und auch fehlt ein richtiger Bossgegner vor Augen, den man erreichen und besiegen will. So wirkt die Story eher wie ein gespielter Film, der einen Oscar gewinnen möchte.
Test: 6/10
+ Futuristische Waffen und Gegenstände fallen aus dem Spiel. Der 2. Weltkrieg hält Einzug in CoD WWII. Neue Spielmodi und eine gewohnt gute Story sind die Höhepunkte des diesjährigen Shooters aus dem Hause Activision.
- Immer noch ist Call of Duty zu schnell und untaktisch zu spielen. Skills und Können wurden abgelöst von Glück und schneller Wiederauferstehung nach dem Tod. Zu viele kleine, nicht relevante Extras im Spiel zerstören das Spielfeeling und verursachen lange Ladezeiten.
Fazit: Das lange Warten auf ein neues Cod hat sich nicht gelohnt. Die Hoffnungen, wieder in
die Glanzzeiten der Serie und damit zu den Wurzeln zurückzukehren, wurden nicht erfüllt.
Was dem Spieler als neues, großartiges Game verkauft wird, ist in Wahrheit ein Advanced
Warfare im Gewandt der 1940er Jahre. Schade, wäre nicht die Geldgier an erster Stelle
gestanden, hätte vielleicht alles ganz anders ausgesehen. So werden wohl weitere
langjährige Fans der Serie den Rücken kehren. Aber das wird die Entwickler kaum stören,
werden sie doch sogleich durch die junge Generation ersetzt, die Qualität in einem Call of
Duty nicht kennt und ohnehin viel zahlungswilliger ist. Allen anderen Spielern bleibt nur zu
hoffen, dass die Neuauflage alter Games wie letztens Call of Duty Modern Warfare
fortgesetzt wird, denn ein neues Call of Duty mit der Qualität eines alten Titels darf offenbar
auch in Zukunft nicht erwartet werden.